Der Kirchenrat will den Reformprozess KirchGemeindePlus (KGP) weiterführen. Der Druck auf die Kirchgemeinden wächst, sich zusammenzuschliessen – auch wenn der Kirchenrat sie nicht direkt dazu veranlassen kann. Dies zeigte die erste Debatte in der Kirchensynode seit dem Start der Strukturreform am 25. November. – Ein Auszug aus den Voten:

Der Kirchenrat hält an einer Zielgrösse von 5000-7000 Mitgliedern pro Kirchgemeinde ab 2018 fest. KRP Michel Müller betonte, KGP nehme die Gemeindeautonomie ernst und stärke sie. Denn die Gemeinden seien herausgefordert, Fusionen einzuleiten. Der Kirchenrat wolle sie jetzt arbeiten lassen. Zugleich liess der Kirchenratspräsident durchblicken, dass der Druck auf die Kirchenpflegen zunimmt (v.a. in Gemeinden, die Finanzausgleich beziehen). Ob es schon 2018-2022 Zwangsfusionen geben werde, liess Müller offen. Die Kirchenordnung wolle man nicht rasch anpassen; sie biete eine gute Basis für die Zukunft.

Grössere Gemeinden – mehr Aufwand?
Die Synode besprach die kirchenrätliche Antwort auf eine Interpellation. Ihr Erstunterzeichner Karl Stengel fand sie wenig aussagekräftig. Er regte zeitige Anpassungen der Kirchenordnung an, auch einen Experimentierartikel, um neuen Formen von Gemeinde den Weg zu ebnen. Der Kirchenrat stelle keine Modelle für neue Kirchgemeinden vor. Erfahrungen anderswo zeigten: „Grössere Einheiten bewirken mehr Aufwand.“ Stengel fragte, wie Freiwillige sich künftig motivieren lassen. Er befürchtet einen Exodus von enttäuschten Kirchenmitgliedern.

Eingeständnis der Notlage
Laut Willi Honegger hat der Kirchenrat mit KGP die Not der Kirche eingestanden. „Vieles in unserer Kirche liegt im Argen.“ Die Autonomie der Kirchgemeinden sei ein Produkt des 19. Jahrhunderts; und die Landeskirche habe in den vergangenen Jahrzehnten vom Geld gelebt. KGP sei ein Notprogramm, das in sich noch kein Erneuerungspotenzial trage. Ohne Erneuerung bleibe KGP ein Notprogramm ohne Ende. „Geschieht ein Erwachen, wird reiche Frucht entstehen.“

Informationsbedarf
Viktor Juzi berichtete aus seinem Unterländer Bezirk von ablehnenden und zögerlichen Kirchenpflegen. Manche hätten kein Ziel vor Augen. Der Kirchenrat solle ihnen mit besserer Information auf die Sprünge helfen und sie ermutigen, inhaltliche Fragen aufzunehmen. Im Bezirk Hinwil sind die Kirchenpflegen und das Pfarrkapitel unter Leitung der Bezirkskirchenpflege in einen Prozess eingetreten. Rosmarie Egli: „Wir merken, dass wir uns unterstützen können.“ Kleine Gemeinden seien da nicht ausgeschlossen. Felix Känzig wünschte eine Beschleunigung des Prozesses und befürwortete bezirksweite Zusammenschlüsse. Christina Huppenbauer zitierte einen charismatischen US-Pastor: „Revival is messy“. Unordnung sei in Kauf zu nehmen in der Hoffnung, „dass der Geist ein bisschen mitwirkt“. Die Verantwortlichen sollten Hoffnung ins Kirchenvolk hinaustragen.

Was glauben die Reformierten?
Thomas Grossenbacher lobte das Ja der Stadtzürcher Reformierten zu einer Stadtkirchengemeinde am 28. September. Dies öffne Horizonte. Inhaltlich stehe man „in der Stadt noch auf wackligen Füssen“. Herbert Pachmann vermisst im Strukturprozess inhaltliche Arbeit. Um den reformierten Glauben zeitgemäss vertreten zu können, sei er neu zu buchstabieren. Glaubensartikel wie Rechtfertigung, Auferstehung und die Wiederkunft Christi würden von den Menschen nicht mehr verstanden. Pachmann sagte, es sei unklar, wofür die Kirche stehe – dies obwohl es in Zürich eine theologische Fakultät und ein Zentrum für Kirchenentwicklung gebe. Laut Gerold Gassmann wartet die Bevölkerung auf theologische Klärungen. Michael Wiesmann verwies auf die Kirchenordnung. Sie definiere den Auftrag der Kirche. Daraus liessen sich qualitative Kriterien für neue Strukturen ableiten.

Mehr als Strukturdiskussionen
Kirchenratspräsident Michel Müller nimmt da und dort Aufbruchstimmung wahr; im Prozess seien Gemeinden „längst über die Strukturfragen hinausgegangen“ und fragten, wie sie künftig Kirche sein wollten. Die theologische Diskussion sei allen aufgegeben. An ihr zeige sich die Qualität der Theologen. Mit der Streichung von Pfarrstellen auf 2016 – die Bescheide werden die Kirchgemeinden im kommenden Frühjahr erhalten – stünden weniger theologische Ressourcen zur Verfügung. An den Pfarrkonferenzen 2014 sei nicht klar geworden, wie mit weniger Mitteln gearbeitet werden könne.

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