EKF: Die Vielfalt in der Kirche bewahren
21. Dezember 2021 – In der Synode vom 23. November verlas Christian Meier eine Fraktionserklärung der Evangelisch-kirchlichen Fraktion (EKF) zum Kirche-Sein in den aktuellen Umbrüchen, zur Ehe-Frage, der Gender-Debatte und der Gesprächskultur in der Kirche. Hauptpunkte in Kurzfassung:
«Wir stehen in herausfordernden Zeiten. Starke Veränderungen in Gesellschaft und Kirche fordern uns alle heraus. Im Zweitakt von Mission und Diakonie (oder anders gesagt: Evangelisation und tätige Nächstenliebe) sehen wir auch im 21. Jahrhundert die Antwort auf die drängenden Fragen, betreffend den Umgang mit der Schöpfung und Gerechtigkeit für Minderheiten. Sie haben ihre Wurzel in der Hinwendung zu Christus und im dadurch erfahrenen Frieden mit Gott.
Andere unter uns setzen ihre Schwerpunkte anders. Wir brauchen also alle das Gespräch miteinander und das Verständnis füreinander. Wir (die EKF; Red.) fragen uns zunehmend, wie wir als Synode und wie der Kirchenrat diese Pluralität leben und pflegen wollen. Dafür bräuchte es echte Diskussionen und eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe, die in inhaltlichen Themen oft fehlen.
Kirche als Volkskirche steht für eine Offenheit gegenüber verschiedenen geistlichen und theologischen Strömungen. Als Evangelisch-Kirchliche Fraktion nehmen wir zur Kenntnis, dass diese Diversität erwünscht, aber nicht mehr gelebt wird. In der Diskussion zu Gender und Partnerschaftsformen wurde die Rhetorik der Kirchenvertreter zunehmend schärfer. Wer in diesen Themen nicht mit der Mehrheit geht, dem werden nicht selten unlautere Absichten vorgeworfen. Dieser ideologische Kurs erschreckt.
Als EKF fordern wir aber genau dies – eine offene Diskussion über die grossen Zankäpfel der Gegenwart – und danach eine versöhnte Bereitschaft, Verschiedenheiten zu akzeptieren. Zu einer Volkskirche gehören unterschiedliche Glaubensverständnisse. Sie zu leugnen, wird dieser Kirche nicht gerecht. Wurde die Vielfalt der Lebensformen auf staatlicher Ebene erweitert, ist die Kirche herausgefordert, mit dieser neuen Situation umzugehen. Eine automatische Übernahme staatlicher Regelungen wird der Kirche und ihren Glaubensformen nicht gerecht. Wir mahnen darum eine gebührende Wertschätzung der unterschiedlichen theologischen Überzeugungen an.
Als EKF stützen wir die Segnung des Ehebundes zwischen Mann und Frau. Für uns ist der Ehebegriff stark mit dem Begriff der Familie und des Kindeswohls verbunden. Weiteren Liberalisierungsschritten im Bereich der Reproduktionsmedizin stehen wir ablehnend gegenüber. Als höchst problematisch betrachten wir die Art und Weise, wie die Gender-Thematik innerhalb und ausserhalb unserer Kirche gepusht wird. Es soll nicht mehr gelten, was Mann oder Frau biologisch unterscheidet, sondern was der Mensch sein möchte. Selbstbestimmung wird zur Ideologie und damit zur Unfreiheit.
Diese Tendenz mit einem Verhaltenskodex zu verstärken, widerspricht dem Charakter einer Volkskirche. Hier in diesem Raum (wie auch in den Kirchgemeinden) sind verschiedene politische Präferenzen, verschiedene Bibelverständnisse und Weltvorstellungen vertreten. Diese unterschiedlichen Deutungshorizonte zu leugnen, sie in einer Richtung durch Regulierungen eng zu führen und gegensätzliche Haltungen zu diskriminieren, lehnen wir als EKF ab.»