Fusionen, Palliative Care – und das Klima
27. März 2019 – Der Strukturprozess KirchGemeindePlus führt zu weiteren Zusammenschlüssen: Die Kirchensynode hat am 26. März der Fusion von elf Kirchgemeinden zu vieren zugestimmt. Sie befinden sich östlich, nördlich und westlich von Winterthur und im Sihltal. Für den Kirchenrat sind die Fusionen «ein Schritt in die beabsichtigte Richtung».
Der Kirchenrat will aufzeigen, wie sich die Kirche künftig für Palliative Care einsetzen soll; ein Postulat wurde überwiesen. Eine Resolution zum Klimawandel wurde als Schnellschuss und nicht substanziell empfunden; nach kontroverser Debatte trat die Kirchensynode nicht darauf ein. Zur Nutzung von zunehmend leer stehenden Kirchen wurde eine Interpellation eingereicht.
An ihrer ordentlichen Sitzung vom 26. März winkte die reformierte Kirchensynode vier Anträge für Gemeindefusionen mit einer Handvoll von Gegenstimmen und Enthaltungen durch. Die Gemeinden Adliswil und Langnau am Albis vereinigen sich zur Gemeinde Sihltal, nachdem die anfänglichen Gespräche mit Thalwil und Rüschlikon nicht weiterführten (neu rund 6‘300 Mitglieder). Embrach-Oberembrach und die verschuldete Kleingemeinde Lufingen fusionieren ohne Beteiligung von Rorbas-Freienstein-Teufen – der obere Teil des Tals ohne den unteren (4‘200 Mitglieder).
Die Reformierten im Winterthurer Vorort Seuzach fusionieren mit den kleineren Gemeinden von Altikon-Thalheim-Ellikon, Dinhard und Rickenbach zur Kirchgemeinde Seuzach-Thurtal (6‘700 Mitglieder). Elgg, Elsau und Schlatt, seit 2015 im Gespräch, schliessen sich zur Kirchgemeinde Eulachtal zusammen; sie wird in den Dörfern drei Gottesdienstorte haben (4‘600 Mitglieder).
Wie viele Gottesdienste in den Grossgemeinden?
Seitens der GPK wünschte Andrea Widmer Graf, der Kirchenrat solle in seinen Berichten darlegen, wie viele Gottesdienste stattfinden werden. Es sei wesentlich zu wissen, wo künftig Gottesdienst gefeiert werde. Kirchenrat Daniel Reuter, der die fusionierenden Gemeinden alle besucht, würdigte ihre Anstrengungen. Laut dem Sprecher des Kirchenrats zeigen die Fusionen, «wie KirchGemeindePlus unsere Landeskirche in Bewegung hält».
Der Erfolg von KGP messe sich allerdings nicht an der Zahl vereinigter Kirchgemeinden, sondern daran, «dass unsere Kirchgemeinden nahe bei den Menschen bleiben mit profilierten kirchlichen Orten und vielfältigen Formen des Gemeindelebens». Die Zusammenschlüsse ermöglichten Gestaltungsprozesse. Es gehe darum, «die Zukunft in die Hand zu nehmen, solange die Mittel dazu vorhanden sind». Die neuen Gemeinden werden, so Reuter, grössere Räume zu gestalten haben. Dafür brauchten sie eine Vision.
Zukunftsfähig?
Pfr. Ivan Walther, Urdorf, verneinte den Sinn der Fusionen. «Ist nicht eine grundsätzliche Debatte nötig, um etwas Neues, Zukunftsfähiges zu schaffen?» Die Kirchensynode trat auf die vier Anträge gesammelt ein und genehmigte sie mit einer Handvoll Gegenstimmen und Enthaltungen. Dies geschah innert einer Stunde.
Einzelne Kirchen werden seit langem paritätisch von Reformierten und Katholiken genutzt. Infolge der Fusionen werden vermehrt Kirchen und andere Räumlichkeiten leer stehen. Die Synodalen Karl Stengel, Adrian Honegger und Urs-Christoph Dieterle fragen den Kirchenrat an, wie er sich zu ihrer Nutzung durch andere Kirchen stellt. Die von 31 Synodalen mitunterzeichnete Interpellation wurde eingereicht.
Seelsorge und Palliative Care
Der Kirchenrat erklärte sich bereit, ein Postulat von Jacqueline Sonego Mettner und Brigitte Henggeler zur Palliative Care entgegenzunehmen. Fünf Jahre nachdem die Landeskirche einen Schwerpunkt setzte, soll das Erreichte zusammengefasst und das künftige seelsorgliche Engagement dargelegt werden. Frau Sonego Mettner wies darauf hin, dass mehr Schwerkranke zu Hause gepflegt werden. Die Seelsorge in der Gemeinde solle der in Pflegeheimen nicht nachstehen. Kirchenrat Andrea Bianca stimmte zu: Die Kirche müsse sich vermehrt engagieren. Die Kappeler Kirchenpfleger-Tagung 2020 werde sich mit «Caring Communities» befassen. Der Kirchenrat nahm das Postulat entgegen.
Nach der Fragestunde, in der individuelle Wünsche für Abdankungen und Abschiedsfeiern zur Sprache kamen, und der Pause informierte die Synodepräsidentin Simone Schädler über die Einführung des elektronischen Dokumentenverwaltungssystems AXIOMA in den Gesamtkirchlichen Diensten. Die Synodalen sind eingeladen, es zu verwenden.
Klima-Notstand!?
Die einzige kontroverse Debatte des Vormittags entzündete sich an einem Resolutionsentwurf von Monica Müller, Dietlikon. Sie wünschte eine Erklärung zum «Handeln gegen den Klimawandel». Der zweiseitige, der Ausrufung des Klima-Notstands durch den Basler Grossen Rat nachempfundene Text stiess im Rathaus zum einen auf Widerspruch, weil die Fraktionen nicht Zeit zur Beratung gehabt hatten. Dass die Kirche zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen hat, stellte niemand in Abrede. Katja Vogel wies darauf hin, dass derzeit die ganz Jungen, die sonst keine Stimme haben, auf die Strasse gehen. Ihnen habe die Kirche, um glaubwürdig zu sein, ein Signal zu geben.
Drei Fraktionssprecher und mehrere Synodale forderten jedoch eine spezifisch kirchliche und theologische Argumentation. «Wir hätten als Kirche Dinge zu sagen, die sonst niemand sagt», äusserte Willi Honegger (EKF), etwa die Frage, wem der Mensch gehört und ob es ein neues Handeln ohne seine innere Erneuerung gibt. Die Kirche solle sich in ihrem Reden «nicht in die Denk- und Sprechweisen der Gesellschaft einreihen». Für die Religiös-Sozialen forderte Manuel Amstutz eine «wirksame Strategie zur Klima-Katastrophe».