„Für Kopf, Herz und Hand“: reformiertes Bildungskonzept
Das Bildungskonzept des Zürcher Kirchenrats, über 30 Seiten stark, formuliert Grundlagen der reformierten Bildungsarbeit im postmodernen und urbanen Kontext. Es benennt „strategische Perspektiven da, wo Kirchenrat und die Gesamtkirchlichen Dienste die Verantwortung tragen“. Die Kirchenleitung fokussiert auf die Angebote in der Erwachsenenbildung auf kantonaler Ebene; die Angebote der Kirchgemeinden werden nicht besprochen.
Wenn Bildung sich auszahlen muss
Die im Missionsbefehl Jesu enthaltene Weisung „Lehrt sie halten alles, was ich euch geboten habe!“ (Matthäus 28,20) wird als Bildungsbefehl verstanden, von Jüngerschaft und Wachstum im Glauben ist nicht die Rede. Die reformierte Reformation als „frühaufklärerisch gestimmte Bildungsbewegung“ habe christliche Lebensführung in allen Bereichen zum Ziel gehabt und Kopf, Herz und Hand aufeinander bezogen. Heute müsse sich Bildung auszahlen und werde allgemein kurzzeitig abgefragt, heisst es im Konzept: Sie werde „vornehmlich mit einem zielorientierten Interesse verknüpft und damit verkürzt“.
Allen etwas bieten
Im Blick auf die Milieustudie von 2012 hält der Kirchenrat fest, der kirchliche Bildungsauftrag gelte für alle zehn Lebenswelten: „Alle Menschen haben im Grundsatz ein Recht auf intellektuelle, spirituelle und soziale Bildung und damit auf ein Bildungsangebot der Reformierten.“ Wegen der schwindenden Ressourcen soll auf regionale Zusammenarbeit gesetzt werden: „Was eine lebendige Kirchgemeinde gut macht und gut machen kann, soll sie weiterhin tun.“ Im übrigen stehe „die Region in der Verantwortung“, damit für möglichst alle Lebenswelten relevante Angebote entstehen.
„Hier soll die Stimme unserer Kirche zu hören sein“
Der Kirchenrat setzt für die Landeskirche drei Schwerpunkte:
• Mit den Kindern, die kirchlich unterwiesen werden (rpg), sollen auch Eltern Bildung bekommen.
• Das Kloster Kappel bietet Kurse und ermöglicht Besinnung; durch Tagzeitengebete, Klostertage und Festzeiten sowie kulturelle Veranstaltungen soll „Gemeinde auf Zeit“ gelebt werden.
• Neu will der Kirchenrat – wie bereits vor Jahren angekündigt – eine Stadtakademie betreiben. Auf zweieinhalb Seiten legt der Bericht dar, was sie soll: „Sie zielt auf die Betrachtung von Themen, in denen sich Religion und Kultur begegnen, und beteiligt Menschen aus Lebenswelten, die prägend sind in der Stadt, von der Kirche bisher aber nur in geringem Mass erreicht werden.“
Postmaterielle ansprechen
In der Stadtakademie will die Kirche sich profiliert reformiert vernehmen lassen und sich mit der Theologie öffentlich ins Gespräch bringen, auf postmaterielle Menschen und Experimentalisten ausgerichtet. Wie in Zürich würden auch in Basel, Bern und St. Gallen Stadtakademien entstehen, schreibt der Kirchenrat. Und hoffnungsfroh: „Für eine zunehmende Zahl von Leuten ist die Stadtakademie ihr kirchlicher Ort“. Sie soll „alle Themen, auch hochkomplexe, auf Augenhöhe“ diskutieren und mit dem Kloster Kappel und den Kirchgemeinden verbunden sein.