Blumen im Rathaus
7. Juli 2015 – Dass die Kirchensynode am Ende der Amtszeit 2011-2015 dicke Striche zerreissen würde, war nicht zu erwarten. Den Gewichtsverlust der Landeskirche in der Gesellschaft klammerten die Votanten aus. Lob und Dank überwogen – mit bemerkenswerten Ausnahmen.
Der Jahresbericht 2014 des Kirchenrats wurde in der Kirchensynode am 30. Juni vielstimmig gepriesen und von einzelnen Synodalen kritisiert. So meinte Stephan Pfenninger, die Vielfalt reformierter Gottesdienste könnte besser zum Ausdruck kommen. Lukas Maurer befand den Wettbewerb des Kirchenbundes für den Predigtpreis höchst fragwürdig. Kirchenrat Bernhard Egg zog eine positive Bilanz der teuren Diakonie-Kampagne „Hoffnungsstreifen“. 102 Kirchgemeinden der Zürcher Landeskirche hätten sich mit teils höchst originellen Aktionen beteiligt.
Unterschiedliche Gottesbilder
Kirchenrätin Irene Gysel machte zu den zunehmenden interreligiösen Kontakten von Seelsorgern in Spitälern und Heimen deutlich, dass die Unterschiede im Gottesbild nicht unter den Tisch zu wischen sind. Christen haben einen Gott, der Schuld vergibt. Es sei „wichtig, unseren christlichen Standpunkt nicht preiszugeben, sondern mit viel Selbstbewusstsein daran festhalten“.
Kirchenratspräsident Michel Müller betonte, das erste Treffen mit neuen Zürcher Religionsministerin Jacqueline Fehr habe in einer konstruktiven Atmosphäre stattgefunden. Sie wolle die Politik ihrer Vorgänger weiterführen. Kirchenrat Daniel Reuter lud zur ökumenischen Versammlung „Ein Gebet voraus“ am Bettagsamstag auf der Grossen Schanze in Bern ein. Der Jahresbericht wurde ohne Gegenstimme genehmigt.
Weniger Pfarrstellen
Dann wandte sich das Kirchenparlament den Ergänzungs-Pfarrstellen für 2016-2020 zu. Die 2009 erarbeitete Kirchenordnung gibt dem Kirchenrat Spielraum bei der Zuteilung solcher Stellen (v.a. in Kirchgemeinden, die mit weniger als 3000 Mitgliedern keinen Anspruch auf eine weitere volle Pfarrstelle haben). Dabei ist nicht allein die Mitgliederzahl der Kirchgemeinde massgebend. Der Kirchenrat will – obwohl die Pensen dem Mitgliederschwund entsprechend um insgesamt 1300 Prozent sinken – die Gemeindeentwicklung fördern und sucht soziale Härten abzufedern. Vorgesehen sind neben den 226 ordentlichen Vollstellen 42 Ergänzungs-Pfarrstellen; sie kosten jährlich 7,5 Mio. Franken. Die Synodalen bewilligten den Betrag. Dutzende Kirchgemeinden haben Gesuche gestellt. Im September werden die Pfarrstellen definitiv zugeteilt.
Vor dem Jubiläum sprachlos?
Das Reformationsjubiläum wirft seine Schatten voraus. Es soll, so Michel Müller, „nicht in einer Flut von Festivitäten ertrinken, sondern die Kirche weiterbringen“. Der Kirchenrat vertraut darauf, dass es selbst zu Erneuerung Raum geben werde.
Die Kirchensynode, am 14. Juni um fast ein Drittel erneuert, wird am 15. September die Nachfolger für die Kirchenräte Irene Gysel und Fritz Oesch wählen. Die beiden wurden mit Lobreden, Blumen und Applaus verabschiedet. Gysel, Kirchenrätin der religiös-sozialen Fraktion, kritisierte am Ende ihrer 16 Amtsjahre, die Kirchensynode stelle sich den grossen Fragen der Kirche kaum. Allein die Evangelisch-kirchliche Fraktion zeige den Willen, Inhalte zu diskutieren.
Noch einmal davongekommen
Am 9. Juni hatte die Kirchensynode die Jahresrechnung 2014 der Zentralkasse genehmigt. Sie schliesst rund 3,7 Mio. Franken besser ab als budgetiert – was im Nachhinein der Finanzkommission Recht gibt: Sie hatte im letzten Dezember dem Kirchenrat zugemutet, mehr zu sparen. Offenbar stört es niemand, dass die Finanzlage während des Jahres nebulös ist (weil aktuelle Zahlen fehlen bzw. es keine Nachtragskredite gibt).
Wenig zu reden gab die Neuregelung der ökumenischen Paarberatung. Der Beitrag wird jedes Jahr im Budget neu festgelegt. Nicht diskutiert wurde die Flüchtlingsthematik, zu der eine Interpellationsantwort vorlag.