Not im Orient, Spardruck in der Landeskirche

Was tun wir, um Christen in Lebensgefahr zu retten? Die Kirchensynode vom 26. November 2013 hörte einen Bericht von der furchtbaren Bedrängnis der Christen in Syrien. Sie sind der Gewalt weitgehend schutzlos ausgeliefert und haben wenige Zufluchtsorte. Neben dem Budget 2014 und den weiteren finanziellen Perspektiven gaben in der Herbstversammlung die Mühen des Kirchenbunds mit der Verfassungsrevision, die Fusion zweier Weinländer Kirchgemeinden und neue Gemeindeformen zu reden.

Die Lage der Christen in Syrien ist katastrophal; uralte Gemeinschaften sind von Vernichtung bedroht. „Wir erleben sehenden Auges einen neuen Genozid an Christen“, sagte Wolfgang Schwaigert, der auf Einladung der Kirchensynode zur Lage referierte. Der Württemberger Theologe und Islamwissenschaftler rief dazu auf, viel mehr zur Unterstützung syrischer Christen zu tun und grosse Kontingente hierzulande aufzunehmen.

Endzeit für Syriens Christen

„Es kann sein, dass es in einigen Jahren in Syrien keine Christen mehr gibt“, sagte Wolfgang Schwaigert im Zürcher Rathaus. Sie seien die Hauptverlierer des Bürgerkrieges, litten unter Anschlägen und Überfällen, Erpressung und Raub, Mord und Vergewaltigungen. Von zuvor 1,5 Mio. Christen seien angesichts der Untaten der Islamisten bereits 450‘000 geflohen, die meisten in den Libanon, da sie in den Camps der arabischen Nachbarländer Übergriffe von Muslimen zu fürchten hätten.

Laut Schwaigert sind in zwei Diözesen alle Kirchen zerstört und die Christen vertrieben worden. Eindringlich appellierte er an die Synodalen, die in Syrien Verfolgten zu unterstützen. Es dürfe nicht sein, was ein Flüchtling in eine Kamera sagte: dass sich der Westen nicht für die orientalischen Christen interessiere. (Zu Ägypten nannte die Synodale Annelies Hegnauer, die aus der SEK-Abgeordnetenversammlung berichtete, eine erschreckende Zahl: Inzwischen sollen über 100‘000 christliche Familien das Land am Nil verlassen haben.)

Neue Gemeindeformen fördern – aber wie?

„Fresh expressions of Church“ sind neuartige Gemeinschaften, welche die anglikanische Church of England in ihrer Eigenständigkeit anerkennt und unterstützt. In der Antwort auf eine Interpellation von Peter Schmid legte der Kirchenrat dar, wie er fresh expressions bereits fördert. Unter anderem geschieht das durch Mitarbeit in einem Netzwerk.

Der Kirchenrat „begrüsst, wenn im Rahmen der kirchlichen Arbeit Initiativen entstehen, die eine kontextuelle Gestalt von Kirche explorieren“ (kontextuell = auf eine Lebenswelt, einen bestimmten Kontext bezogen). Es sei „sinnvoll über Gestalten von Kirche nachzudenken, die Menschen ohne jeglichen Bezug zu Kirche in Berührung bringen mit dem Evangelium“.

Der Interpellant fand in der Kirchensynode, ein Anfang sei gemacht, doch es brauche mehr als Papiere und Tagungen. Es gehe darum, „leidenschaftliche Menschen, kantige, vielleicht schräge Christen, eben Pioniere“ zu fördern. Notwendig sei ein Klima, in dem sie sich vorwagen könnten, auch wenn es noch kein Konzept der lokalen Kirchgemeinde gebe (was der Kirchenrat zur Bedingung macht).

Fresh expressions seien „nicht verlängerte Arme oder milieugerechte Aushängeschilder oder Angebote der Kirchgemeinden, auch nicht Profilgemeinden“, sondern unabhängige Gemeinschaften eigener Art, sagte Peter Schmid. „Nur in dem Mass, wie wir ihnen diesen eigenen Weg zugestehen, können sie sich entfalten und ihren Beitrag zur Erfüllung unseres Auftrags leisten.“ Die Kirchensynode mochte das Potenzial von fresh expressions nicht weiter erörtern, nachdem der Sprecher der liberalen Fraktion geäussert hatte, das Thema sprenge den zeitlichen Rahmen.

Budget 2014 im Zeichen des Sparens

Die Landeskirche erhält aufgrund ihres Mitgliederrückgangs vom Kanton 2014 einen um 600‘000 Franken verminderten Beitrag. Den Verantwortlichen wurde dies erst vor kurzem mitgeteilt; sie hatten den Voranschlag der landeskirchlichen Zentralkasse mit einer roten Null erstellt, ohne Kenntnis davon zu haben (Gesamtaufwand auf Rekordhöhe von 107 Mio. Franken). Zu reden gab in der Kirchensynode das geringe Eigenkapital, das nicht nur der Finanzkommission Sorge macht. Doch folgten die Synodalen nach längerer Diskussion dem Kirchenrat in einer Senkung des Beitragssatzes der Kirchgemeinden um 1.56 Prozent (gegen den Antrag der religiös-sozialen Fraktion).

Der Synodale Viktor Juzi bezeichnete die Senkung als wichtiges Zeichen. Der Kirchenrat sei zu unterstützen, wenn er zugunsten der Kirchgemeinden den Gürtel enger schnalle. „Wir müssen sparen“, betonte der für die Finanzen zuständige Kirchenrat Fritz Oesch. 2014 steht die Volksabstimmung zur Abschaffung der Kirchensteuer juristischer Personen an; der Kirchenrat legte in der Fragestunde dar, was Kirchgemeinden tun können. Der Finanzplan für die Jahre bis 2018 wurde mit vielen Enthaltungen zur Kenntnis genommen.

Zürcher Kirche – Schweizer Reformierte

Kirchenratspräsident Michel Müller kam vor der Kirchensynode kurz auf die laufende Verfassungsrevision des Kirchenbundes SEK zu sprechen. Der Zürcher Kirchenrat hat in der Vernehmlassung wesentliche Punkte des Entwurfs abgelehnt. Das schweizerische reformierte Kirchenverständnis sehe keine Bundesebene vor, sagte Müller. So sei der SEK (gemäss politischer Analogie) wie ein Staatenbund, nicht wie ein Bundesstaat auszugestalten. Eine landesweite Synode einzurichten macht für den Kirchenrat Sinn. Doch dürfe diese die kantonalen Synoden nicht überstimmen können.

Der Entwurf der neuen Verfassung nehme wesentliche Anliegen auf, räumte Müller ein. Die Vertretung der Zürcher Kirche, welche gemessen an den finanziellen Beiträgen zu schwach ist, soll gestärkt werden. Ob sich die Schweizer Reformierten auf ein verbindlicheres Miteinander verständigen können, bleibt offen. Im Blick aufs Reformationsjubiläum ist dies brisant. Denn die Kirchen im Lande Zwinglis, Bullingers und Calvins werden international als „die Wächter des Erbes“ der Reformation gesehen – so zitierte Müller den abtretenden Generalsekretär der Weltweiten Reformierten Kirchengemeinschaft, Setri Nyomi.

Fusion von kleinen Weinländer Kirchgemeinden

Ohne Gegenstimme billigte die reformierte Kirchensynode den Zusammenschluss der Kirchgemeinden Altikon-Thalheim und Ellikon an der Thur zur Kirchgemeinde Altikon-Thalheim-Ellikon. Die neue Kirchgemeinde zählt rund 1450 Mitglieder. Gemäss kirchenrätlichem Bericht liegt die Vereinigung von kleinen Kirchgemeinden zu grösseren Einheiten auf der Linie des 2012 lancierten Projekts KirchGemeindePlus.

In der Kirchensynode wurde die Vermutung geäussert, der Kirchenrat habe Druck ausgeübt. Kirchenrat Bernhard Egg, der an Gesprächen teilgenommen hatte, betonte dagegen, die Verantwortlichen hätten „den Weg aus eigener Überzeugung und Einsicht gewählt“. In den Augen des Kirchenrats hat der Zusammenschluss Vorbildcharakter für weitere Kirchgemeinden; die Erfahrungen sollen in einen Leitfaden einfliessen. Der Kirchenrat wolle mit diesen Gemeinden Zuversicht empfinden, sagte Michel Müller. „Wir lernen, wie es gehen kann, wenn man will.“

Keine PUK für Helmuth Werner

In der Synodesitzung vom 17. September 2013 forderte der Synodale Helmuth Werner, provisorisch im Amt eingestellter Kirchenpflegepräsident der Kirchgemeinde Zürich Industriequartier, die Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission. Das Büro der Kirchensynode hat das Anliegen geprüft. Synodepräsident Kurt Stäheli teilte mit, die gesetzlichen Grundlagen für eine PUK fehlten. Die Angelegenheit müsse im Rahmen der laufenden Verfahren geklärt werden.

Vom Wert der Kirche

Die Initiative der Jungfreisinnigen zur Abschaffung der Kirchensteuer juristischer Personen tangiert das Wirken der Landeskirche im Kanton. Die Kirchensynode sieht aber davon ab, für die Volksabstimmung einen Gegenvorschlag anzustreben. An der Versammlung vom 12. März 2013 kamen auch die angestrebten Gemeindefusionen und der Zürcher Weg zum Reformations-Jubiläum zur Sprache.

Der Stadtzürcher Synodale Dominic Schelling regte mit einem Postulat einen „indirekten Gegenvorschlag“ zur Initiative der Jungfreisinnigen an: einen Sozialfonds, um dessen Mittel sich die Kirchen wie andere Organisationen bewerben könnten. Kirchenratspräsident Michel Müller lehnte dies ab. Es sei jetzt nicht Zeit für einen Gegenvorschlag. Die mit dem Kirchengesetz von 2010 eingerichtete Finanzierung landeskirchlicher Tätigkeiten für die Gesellschaft solle man nicht ändern, bevor sie sich überhaupt eingespielt habe. Die Initiative der Jungfreisinnigen nannte Müller eine Zwängerei.

Die Kirchensteuern der Firmen werden nach dem neuen Gesetz allein für Leistungen in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur verwendet, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Laut Michel Müller brauchen die Beziehungen zwischen Staat, Kirche und Wirtschaft Stabilität. Er kontrastierte die Zürcher Verhältnisse mit dem Kanton Genf, in dem die Kirche ohne Steuern auskommen und mit bloss 8000 Spendern einschneidend sparen muss, um ihre Kerntätigkeit aufrechtzuerhalten.

Wohlstand durch christliche Arbeitsethik
Die Fraktionssprecher der Kirchensynode lehnten das Postulat ebenfalls geschlossen ab. Willi Honegger, Präsident der Evangelisch-kirchlichen Fraktion, meinte, ein Sozialfonds würde zu einem „gigantischen Verteilkampf“ führen. Das Zürcher Stimmvolk solle sich in der Abstimmung zur Gesamtarbeit der Kirche in der Gesellschaft äussern und einen klaren Entscheid fällen. Ein Gegenvorschlag würde ihn verwässern. Firmen und Arbeitgeber profitierten „in hohem Mass von der über Jahrhunderte hinweg entstandenen protestantischen Arbeitsethik“, sagte Honegger. Er begrüsste, dass dies im Abstimmungskampf breit diskutiert werden könne. „Viele Menschen unserer Zeit wissen im Innersten um den grossen Beitrag der christlichen Tradition für die Bildung und Schärfung eines ethischen Gewissens.“ Die Sorge um den rasanten Verlust gesellschaftlicher Bindekräfte nehme zu. Da könne niemand im Ernst die demokratisch strukturierte Landeskirche schwächen wollen.

Thomas Maurer, Präsident der Liberalen Fraktion, äusserte, eine Annahme der Initiative hätte einen grossen Sozialabbau zur Folge. Was Freiwillige in der Kirche leisteten, sei unbezahlbar. Matthias Reuter von der Religiös-sozialen Fraktion rief dazu auf, die Initiative mit vereinten Kräften bachab zu schicken. Wilma Willi vom Synodalverein unterstrich, mit der aktuellen Finanzierung sei grösstmögliche Transparenz garantiert. Die Überweisung des Postulats wurde von der Kirchensynode mit 109 zu 2 Stimmen abgelehnt.

Kirchgemeinden – wie gross?
Der Kirchenrat will die Mehrheit der Kirchgemeinden zur Fusion veranlassen – das Vorhaben ‚Kirchgemeinde plus‘ (KGP) wurde im Sommer 2012 publik. Der Fällander Synodale Huldrych Thomann, der bei der Beratung des Berichts im September schwere Bedenken geltend gemacht hatte, schob ein Postulat nach: Der Kirchenrat soll auf die „schematische Festlegung der ‚richtigen‘ Grösse einer Kirchgemeinde“ verzichten. Die Absicht des Kirchenrats, Prozesse einzuleiten, durch die die Zahl der Zürcher Kirchgemeinden „gegenüber heute auf die Hälfte bis einen Drittel reduziert“ wird, ist Thomann ein Dorn im Auge. Diese Vorgabe (Kirchgemeinden mit 5000+ Mitgliedern) werde nicht mehr hinterfragt und noch weniger diskutiert. Dadurch könnte ein Bruch „zwischen Volk und Apparat, zwischen Basis und Zentrale“ der Kirche auftreten. Daher begrüsse er die Regionalkonferenzen, die der Kirchenrat im Frühjahr durchführen will (vgl. die Statements zu KGP und das Gespräch mit Kirchenratspräsident Michel Müller).

In der Versammlung erklärte sich der Kirchenrat bereit, das Postulat entgegenzunehmen. Es solle im Rahmen der Berichterstattung zu KGP in der Kirchensynode beantwortet werden, sagte Präsident Michel Müller. Die Zahl 5‘000 stelle eine Arbeitshypothese dar, die es zu diskutieren gelte, und keine fixe Zielvorgabe. Thomann baue ohne Ursache ein „Schreckenszenario“ auf. Aus diesem Grund stimmten 48 Synodale gegen die Überweisung des Postulats, 56 dafür. Zu Beginn der Synodeversammlung hatte Michel Müller unterstrichen, dass „mit und ohne KGP gespart werden muss“. Nicht allein Kirchgemeinden hätten zu überlegen, wie sie mit anderen zusammenarbeiten wollten, sondern auch Landeskirchen. Die Zürcher Kirche trage für den schweizerischen Protestantismus grosse Verantwortung. Gerade in Zeiten zurückgehender Mittel „müsste in Innovation investiert werden“.

Mit den Reichen und Mächtigen im Boot?
Der Synodale und EKVZ-Präsident Karl Stengel kritisierte in einer persönlichen Erklärung, dass die Landeskirche im Januar den UBS-Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber zu einer Veranstaltung eingeladen hatte. Die Kirche habe „offenkundig eine gewisse Schlagseite zu den Mächtigen und Reichen dieser Welt – eine seltsame Affinität“. Die Landeskirche beschädige damit ihre Glaubwürdigkeit, urteilte Stengel und fragte, warum nicht Unternehmer eingeladen worden seien, die bewusst nach christlichen Grundsätzen führen. Wenn man so weiter mache, könne man auch den Glencore-Chef Ivan Glasenberg und Daniel Vasella einladen…

Das Jubiläum und die Zukunft der Kirche
Wie gestaltet die Kirchensynode den Weg zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation mit? Die Aussprachesynode, die am 25. Juni (wie alle vier Jahre) durchgeführt wird, soll „einen substantiellen Beitrag zur Gestaltung der anstehenden Reformationsjubiläen in der Schweiz leisten“. Dieser Antrag des Büros der Kirchensynode zu einem Bericht der Kommission, die die Aussprache „perspektive kirche“ vorbereitet, wurde angenommen. Kommissionspräsident Matthias Rüsch dämpfte die Erwartungen. Wenn an dem Tag über „den Glauben und den Auftrag der Kirche in der heutigen Zeit“ gesprochen werde, sei nicht damit zu rechnen, „dass wir Geniales verabschieden, und dann ist die Kirche erneuert“. Die Synodalen werden den Tag an fünf Orten mit Morgengebet und Bibelarbeit beginnen und in Gruppen diskutieren, bevor sie nachmittags in Zürich weiterarbeiten und den Tag mit Abendmahlsvesper und Apéro beschliessen.

Synode als Instrument
Gleich doppelt war das Kirchenparlament mit sich selbst befasst. Ein Postulat, ebenfalls von Dominic Schelling eingereicht, zielte auf eine Kirchensynode ohne Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie sollten nicht über ihre eigenen Anstellungsbedingungen bestimmen können, argumentierte der Höngger Synodale. Kirchenratspräsident Michel Müller erinnerte daran, dass die Kirchensynode von 1525 bis 1895 allein aus Pfarrern bestand. Die Frage wurde bei der Beratung der neuen Kirchenordnung 2009 eingehend erörtert. Sie hält fest, Pfarrpersonen und andere Angestellte der Kirche in jedem Wahlkreis nicht die Mehrheit der Synodalen stellen dürfen (Art. 210,3). Dies zu ändern, bestehe kein Anlass, sagte Müller. Auf die Erfahrung und das Wissen der Pfarrschaft zu verzichten, wäre unklug – und es gebe die Ausstandspflicht.

Eingehend diskutierte die Kirchensynode das Wahlverfahren. Sollen die Wahlzettel künftig die kirchlich-theologische Orientierung der Kandidierenden ausweisen? Dies schlug das Büro der Synode im Zug der Revision der Wahlverordnung vor, um mehr Transparenz zu schaffen und das Interesse an der Wahl zu erhöhen. Kirchenrat Daniel Reuter entgegnete, dass die Fraktionen ein parlamentarisches Instrument seien. Mit dieser Änderung würden sie politischen Parteien ähnlich gemacht. Vor einer Verpolitisierung der Kirchensynode warnte der Synodale Peter Müdespacher. Statt der bisherigen Persönlichkeitswahlen gäbe es Proporzwahlen mit entsprechendem Aufwand für die Fraktionen. Zudem wurde gefragt, wie sie mit ihren teils aufs 19. Jahrhundert zurückgehenden Namen in einem Wahlkampf punkten könnten. Willi Honegger mahnte, angesichts der Herausforderungen von ‚Kirchgemeinde plus‘ die Kräfte in den Regionen zu bündeln. Die Kirchensynode entschied, dass die Wahlzettel künftig lediglich angeben, ob es sich bei den Kandidierenden um bisherige Mitglieder handelt.

Wie viel Raum für neue Gemeindeformen?
An der Kirchensynode wurde eine Fresh expressions – Interpellation (fresh expressions of Church) eingereicht. 25 Synodale wollen vom Kirchenrat wissen, ob und wie er fresh expressions im Kanton fördern und die erforderliche theologische Debatte anstossen will. Die schriftliche Antwort wird im Sommer vorliegen und in der Synode erörtert werden können.

Kirchenratspräsident Michel Müller teilte mit, dass eine Petition mit 313 Unterschriften beim Kirchenrat eingereicht worden ist, die die Förderung kommunitären Lebens in Zürich mit einem Stadtkloster anregt. Die Kirchensynode tagte zum ersten Mal unter dem Vorsitz von Kurt Stäheli, Marthalen.

Alle Geschäfte der Kirchensynode vom 12. März 2013

Jubeln, sparen, helfen

1517 provozierte Martin Luther in Wittenberg die katholische Hierarchie mit Thesen über Ablass und Vergebung – in der Folge kam es zur Reformation. Was gibt es an ihrem 500. Geburtstag zu feiern? Am 27. November 2012 genoss die Synode eine Geschichtsstunde.

Die Evangelische Kirche in Deutschland EKD geht mit einer Luther-Dekade auf das Reformationsjubiläum 2017 zu, mit zehn Themenjahren. Doch es soll auch in Deutschland mehr beinhalten als das Gedenken an den überragenden Kämpfer für Glauben und evangelische Freiheit. Dies machte die prominente deutsche Protestantin Margot Kässmann am 27. November 2012 bei einem Besuch in Zürich deutlich.

Die EKD-Botschafterin fürs das Reformationsjubiläum (Bild) trat zusammen mit SEK-Ratspräsident Gottfried Locher vor die Medien und legte der Kirchensynode sieben deutsche Akzente für die 500-Jahr-Feier dar. Im Zürcher Rathaus erinnerte Gottfried Locher daran, dass Huldrych Zwingli, als Martin Luther 1517 seine Thesen anschlug, im Kloster Einsiedeln lebte. „Beide haben ihre Gedanken betend entwickelt… Echte Reformation beginnt in der Stille.“ Im Oktober 2013 soll in Zürich ein Fachkongress über das Reformationsjubiläum stattfinden, zu dem EKD und Kirchenbund gemeinsam einladen.

Sparen auf hohem Niveau…

Die Kirchensynode beschloss nach langer Diskussion, dass die Zentralkasse nächstes Jahr 500’000 Franken weniger ausgibt als vom Kirchenrat vorgesehen. Damit folgten die Synodalen ihrer Finanzkommission, die dem Kirchenrat die Schaffung weiterer Stellen in den gesamtkirchlichen Diensten (u.a. fürs Reformationsjubiläum) vorhielt. Angesichts tieferer Steuererträge wollte die Finanzkommission den Kirchenrat zudem mit einer Motion verpflichten, 2014-2017 jährlich eine Million Franken einzusparen, und so die Last der Kirchgemeinden verringern. Von ihnen sollen 2013 immerhin 4,4 Mio. Franken als im Vorjahr mehr in die Zentralkasse fliessen, dies wegen des letztmals sinkenden Staatsbeitrags und der BVK-Sanierung. 60% des Aufwands der Zentralkasse (2013: 107 Mio. Franken) sind Pfarrerlöhne. Die Motion wurde nicht überwiesen.

…und Diakonie

Am ersten Herbstsitzungstag nahm die Zürcher Synode das Diakoniekonzept der Landeskirche zur Kenntnis. Danach ist Diakonie „soziales Handeln aus evangelischen Wurzeln in der Kraft der Solidarität, … Wesensmerkmal und sichtbares Zeichen der Kirche“. Das 60-seitige Konzept geht von den Mahlgemeinschaften von Jesus (inkl. Abendmahl) als Urmodell der Diakonie aus. Es fokussiert auf Gesundheit und Wohlergehen, Existenz und Arbeit sowie Zugehörigkeit und Teilhabe.

Die Kirchgemeinden werden aufgefordert, ihre Projekte zu bestimmen und so ihr diakonisches Profil zu schärfen. Die Stellen der Sozialdiakonie sollen kantonsweit gleichmässiger verteilt werden; die Fusion von Gemeinden soll dies erleichtern. Der Kirchenrat will bis 2020 keine Stellen im Sozialdiakonat abbauen. In der Synode wurde gefragt, ob die Kirche die Freiwilligen für eine strahlkräftige Diakonie noch findet. Die Synodalkommission unterstrich, dass die Kirche auch Sozialdiakone braucht, die in Höheren Fachschulen ausgebildet wurden. Die Bemühungen des Theologisch-Diakonischen Seminars TDS Aarau um eine eidgenössische Anerkennung seines Studiengangs müssten unterstützt werden. – Die Evangelisch-kirchliche Fraktion protestierte in einer Erklärung gegen das Bethlehem-Dossier der Zeitschrift reformiert.

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