Dunkle Wolken am Horizont
2. Dezember 2016 – Die Zürcher Kirchensynode hat am 29. November einen Zusatzbeitrag für den geplanten Spielfilm über Ulrich Zwingli bewilligt. Sie genehmigte das Budget 2017, versagte aber dem Finanzplan für die Folgejahre die zustimmende Kenntnisnahme. Simone Schädler wurde als erste Vizepräsidentin gewählt.
Die 42-jährige Ökonomin, Präsidentin der Kirchgemeinde Illnau-Effretikon, ist Mitglied der Evangelisch-kirchlichen Fraktion EKF. Sie löst Ruth Kleiber aus Winterthur ab, die die EKF seit 2015 im Synodebüro vertreten hat.
Die Unternehmenssteuerreform III überschattete die Beratung des Budgets 2017. Auf eine Frage aus der religiös-sozialen Fraktion erklärte die für Finanzen zuständige Kirchenrätin Katharina Kull, dass der Kirchenrat die USR III nicht bekämpfen wird. Zwar stehe durch sie der Landeskirche ein Steuerausfall von geschätzt 16 Millionen Franken jährlich ins Haus, doch könne die von der Politik erhoffte Erhöhung der Schweizer Standortattraktivität diesen langfristig ausgleichen. Zusammen mit dem katholischen Synodalrat wird der Kirchenrat eine Erklärung erstellen. Er sei in grosser Sorge, sagte Kull; man wolle dafür eintreten, dass Zürcher Kirchgemeinden wie politische Gemeinden Ausgleichszahlungen des Bundes erhalten. (Dies sieht die Kantonsregierung nicht vor, wie Regierungsrat Ernst Stocker am selben Tag vor den Medien sagte.)
Personalabbau
Der Kirchenrat ist dazu übergegangen, die Stellenzahl in den Gesamtkirchlichen Diensten der Mitgliederentwicklung anzupassen; dies geschieht auch bei den Pfarrstellen. Das Budget 2017, das infolge eines verminderten Personalaufwands (nicht besetzte Stellen) und höherer Rentenaufwendungen mit einem Defizit von 446‘400 Franken rechnet, wurde nach kurzer Diskussion genehmigt. Adrian Honegger fand es bedenklich, dass das Budget für Pfarrerinnen und Pfarrer erneut einen Stufenanstieg vorsieht und dadurch 772‘000 Franken jährlich wiederkehrende Mehrausgaben anfallen. Dominic Schelling erwähnte die stark verschlechterten Finanzen der Reformierten der Stadt Zürich und fragte, was geschehe, wenn sie ausgeblutet sei.
Finanzplan: «Das geht nicht»
Am Finanzplan für die vier Folgejahre, der der Kirchensynode jährlich zur Kenntnisnahme vorgelegt wird, äusserten alle Fraktionen Kritik. Hanspeter Murbach hielt dem Kirchenrat vor, er verfehle die gesetzten Ziele (ausgeglichene Rechnung innert vier Jahren, Stärkung des Eigenkapitals). Hans Martin Aeppli wurde deutlicher: «Ein solcher Finanzplan – das geht nicht.» Karl Stengel zitierte das italienische Sprichwort: «Zwischen Reden und Tun liegt das halbe Meer.»
Margrit Hugentobler, Präsidentin der Finanzkommission, räumte ein, dass nicht über 2020 hinaus geplant werden könne. Die mit KirchGemeindePlus angestrebten Gemeindefusionen seien umso dringlicher: «Wir können uns die Kleinstgemeinden mit 60-prozentiger Pfarrstelle nicht mehr leisten.» Simone Schädler fand, die Kirche stünde besser da, wenn diese Zusammenschlüsse bereits geschehen wären.
Nach einer Pausenberatung mit dem Kirchenjuristen ermöglichte Synodepräsident Kurt Stäheli eine differenzierte Abstimmung. Der Antrag von Rolf Gerber auf ablehnende Kenntnisnahme des Finanzplans 2018-2021 erhielt 46 Stimmen; zustimmend nahmen 30 Synodale Kenntnis; der Stimme enthielten sich 25.
Grosses Kino um Anna und Ulrich Zwingli
Als zusätzlichen Beitrag an den geplanten Spielfilm über den Reformator Ulrich Zwingli bewilligte die Synode 200‘000 Franken. Die Zahlung war nicht bestritten. Kirchenratspräsident Michel Müller versicherte dem Synodalen Thomas Illi, die Gefahr des Personenkults bestehe bei Zwingli nicht. Illi hatte darauf verwiesen, dass Luther im Reformationsjubiläum auch als Playmobil-Figur vermarktet wird. Die Landeskirche habe schon das Drehbuch mitfinanziert und sich Verwertungsrechte gesichert, sagte Müller. Der Film, dessen Kinostart für Anfang 2019 geplant ist, könne das Bild von Zwingli bereichern.
Vernehmlassung zu KirchGemeindePlus
In der Fragestunde informierte der Kirchenrat über die Zusammenführung der kirchlichen Paar- und Mediationsberatung in den Bezirken in einer neuen kantonalen Trägerschaft. Eine weitere Frage aus der Synode betraf die laufende Vernehmlassung zu KirchGemeindePlus. Kirchenrat Daniel Reuter sagte, der Kirchenrat habe die Kirchenpflegen nicht dazu angehalten, die Gemeindeglieder einzubeziehen, oder ihnen dies empfohlen. Dem Einbezug der Basis könne auch der straffe Zeitplan entgegenstehen (Termin 20. Januar 2017). Die Vernehmlassung solle «ein möglichst präzises und differenziertes Bild» der Vorstellungen und Absichten in den Gemeinden ergeben.
Was wird aus dem Kirchenbund?
Am Ende der Sitzung besprach die Synode die Zukunft des Kirchenbundes SEK. Der Kirchenrat lässt sich zum Entwurf der neuen Verfassung vernehmen; die Synodalen hatten Gelegenheit, seinen Antwortentwurf zu kommentieren. Wesentliches steht zur Debatte: Soll der SEK sich weiter Bund nennen oder künftig als Kirche auftreten? Soll diese evangelisch oder reformiert heissen? Soll der Verfassung eine Präambel voranstehen?
Die Meinungen waren geteilt. «Evangelisch» sei auf dem internationalen und ökumenischen Parkett besser (vgl. EKD), wurde moniert. Christian Zurschmiede rief: «Wenn wir auf eine Präambel verzichten, sind wir gesichtslos.» Der Kirchenrat solle selbst eine entwerfen, wenn die vorgelegte ihn nicht zufriedenstelle.
Zu Beginn des Synodetags hatte HEKS-Direktor Andreas Kressler über die Arbeit des Hilfswerks orientiert, unter anderem über das Pilotprojekt für verfolgte Christen in der Levante. Der Wettbewerb um Spenden nehme zu und mehr Spender wollten ihr Geld für ganz bestimmte Zwecke verwendet haben. Der Aufwand steige; so müsse sich das HEKS auf Notfälle wie Entführungen vorbereiten.
Die Aussprache zu den vom Kirchenrat entworfenen Organisationsmodellen für grosse Kirchgemeinden findet in der Sitzung vom 10. Januar 2017 statt.