Erleichterung und Freude hat der Ausgang der Abstimmung am 18. Mai gebracht. Das Nein-Komitee arbeitete wirkungsvoll. Die Parolen der Initianten („faire Steuern“) verfingen nicht bei der Mehrheit, welche die weitgefächerten Dienste und die Präsenz der anerkannten Kirchen in der Gesellschaft zu würdigen weiss.
Doch dass es viereinhalb Jahre nach dem Ja zum neuen kantonalen Kirchengesetz bereits wieder zu einer Volksabstimmung kam, zeigt den stärkeren säkularen Gegenwind, dem die Zürcher Landeskirchen ausgesetzt sind. Ihr Status ist nicht für eine Generation gesichert. Mit ihren sozialen Diensten mögen sie punkten, als Überzeugungsgemeinschaften schrumpfen sie weiter.
Auch wer überzeugt für ein Nein geworben und am 18. Mai gewonnen hat, muss zur Kenntnis nehmen: Mit ihrem „kultischen“ Kernangebot verbinden und engagieren die anerkannten Kirchen an der Limmat nur noch einen kleinen Teil der Bevölkerung. Wie die NZZ schrieb: „Man will eine starke, sozial tätige Kirche, von den religiös-spirituellen Angeboten aber will man nichts wissen.“
Die Delegierten der grossen bürgerlichen Parteien liessen sich zu Ja-Parolen bewegen, was eine Entfremdung anzeigt. Im Aufwind sind Nicht-Christen und neue Bewegungen wie jene, die den Kult des autonomen Lebens mit selbstgewähltem Sterben abrunden wollen.
Das „wuchtige Ja“ (Tages-Anzeiger) darf darum kein Ruhekissen sein. Die Landeskirchen werden ihren privilegierten Status nur erhalten, wenn die Kraft des Evangeliums durch sie in der Gesellschaft spürbar wird, wenn Glaube, Liebe und Hoffnung überzeugend gelebt werden.
Dies setzt das Hören auf die Bibel voraus. Und einen Gemeindeaufbau, der Menschen im Evangelium verbindet, bewegt und gemeinsam zur Tat motiviert. Nur so werden die Kirchen langfristig die Freiwilligen haben, um diakonisch Kreise zu ziehen. Wenn Fusionen diskutiert werden, darf Gemeindeaufbau nicht auf der Strecke bleiben.