Das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation soll in Stadt und Kanton Zürich mit vielfältigen kulturellen Anlässen und Feiern über mehrere Jahre begangen werden. Der Kirchenrat führt die meisten nicht selbst durch, sondern lädt die Kirchgemeinden und andere Träger ein, sie zu gestalten. Kanton und Stadt Zürich finanzieren die kulturelle Seite des Jubiläums mit. Projektgelder für die Jahre 2017-2019 müssen bis Ende November beantragt werden. In einem Bericht an die Synode legt der Kirchenrat seine Ziele dar und schlägt Themenjahre bis 2024 vor.

Die Reformation katapultierte den Marktflecken am unteren Ende des Zürichsees in den 1520er Jahren auf die europäische Bühne: Durch das Ja des Rats zu Zwinglis Auslegung des Evangeliums, zur geistlichen und kirchlichen Erneuerung, verwandelte sich das Gemeinwesen. Politik, soziales Leben, Wirtschaft und Kultur erhielten eine andere, zukunftsträchtige Gestalt. Neben Wittenberg führte Zürich die Reformation an, die Bewegung, welche die Eidgenossenschaft umkrempelte und Westeuropa dynamisierte.

Staatliche Beteiligung …
Dieser Tatsache entsprechend haben der Zürcher Kirchenrat, die Stadt, der Kanton, Zürich Tourismus und die Stadtzürcher Kirchgemeinden Anfang 2014 die „Projektplattform 500 Jahre Reformation“ gebildet. Die säkular gestimmte Stadt hat den Titel „Reformationsstadt Europas“ angenommen – auch um sich touristisch besser zu vermarkten. Die Zürcher Regierung ist bereit, das Jubiläum aus dem Lotteriefonds mit mehreren Millionen Franken zu unterstützen. Der Staat finanziert festliche Anlässe und Angebote, welche geschichtliche Ereignisse und den kulturellen Wandel abbilden.

… unter Federführung der Landeskirche
Die Federführung ist der reformierten Landeskirche übertragen, welche zugleich das kirchliche Jubiläum organisiert. Dies tun der Kirchenrat und sein Beauftragter Pfr. Martin Breitenfeldt nicht, indem sie zentral planen und Aufträge vergeben. Stattdessen rufen sie Kirchgemeinden, Vereine, Initiativen und Einzelne auf, ihre Ideen zu entwickeln und Beiträge einzubringen. Nicht verkündigende Projekte werden staatlich mitfinanziert (Eingabetermin für Vorhaben 2017-2019 ist November). Für die eigenen Ausgaben will der Kirchenrat einen Projektfonds einrichten; die Kirchensynode soll für 2015-2019 insgesamt 2,8 Millionen Franken bewilligen.

Start Ende 2017, Ende nach 2020
Der Bericht des Kirchenrats lässt Mut und Zuversicht erkennen, dem Mitgliederrückgang und Spardruck zum Trotz. Gottfried Locher, Präsident des Kirchenbundes SEK, plädierte dafür, die 500-Jahr-Feier hierzulande mit dem Luther-zentrierten, 2017 kulminierenden deutschen Jubiläum zu verbinden. Entsprechend regt der Kirchenrat für Zürich ein grosses Jubiläum mit Start im Herbst 2017 an, in der Hoffnung, dass in einer mehrjährigen Festzeit die Kraft des Evangeliums auch öffentlich neu erlebt wird. Nach 2018 (Themenschwerpunkt: Musik, Kunst, Kultur) und 2019 (Bibel, Buch, Bildung) werden bis 2023 weitere Themenfelder genannt. Dies hat seinen Grund in der Geschichte: Im Oktober 1523 beschloss der Zürcher Rat die Reformation und ermächtigte Zwingli, sie durchzuführen.

Latte hoch gelegt
Was ist ein halbes Jahrtausend später davon aufzunehmen? Der Kirchenrat schreibt, Christen würden beim Jubiläum „vor allem nach dem Erneuerungspotenzial des durch die Reformation neu ans Licht getretenen Evangeliums fragen“. Die Stossrichtung der Motion, welche die Kirchensynode Ende 2013 beschloss, wird im Bericht mit „Zielperspektiven“ aufgenommen. Das Gelingen des Jubiläums soll an neun Punkten abgelesen werden können, nämlich dass:

  • man in Zürich wieder mehr über Zwingli und die Reformation weiss,
  • die Kernthemen des Glaubens „mit verschiedensten Dialogpartnern kommuniziert werden“ konnten,
  • Reformierte (besser) sagen können, was sie glauben,
  • „Männer, Frauen und Kinder unterschiedlicher Milieus erleben und (zu benennen) wissen, warum und wozu sie zur Kirche gehören“,
  • die „Freude an dem, was die Landeskirche im Innersten zusammenhält“ Engagement und Bereitschaft zu Neuem verstärkt,
  • die Landeskirche neue Partner und Mitglieder gewonnen und bei ihnen den Hunger nach „geistlicher Nahrung“ geweckt hat,
  • Migrationskirchen im Erfassen des reformatorischen Erbes mit der Landeskirche zusammenwachsen,
  • Versöhnung mit denen, welche durch die Kirche unterdrückt und verfolgt wurden, erreicht wird und
  • „die Landeskirche und ihre Kirchgemeinden interkonfessionell und weltökumenisch bewegt sind“ und verbindend wirken.

Der Kirchenrat sieht diese Zielperspektiven „bei der Planung der reformierten Projekte und Programme … als grundlegend und ausreichend an“. Die kirchlichen Akteure sollen ihre Arbeit an ihnen ausrichten, wenn andere Beteiligte mit anderen Zielen im Jubiläum mitmischen. Es komme darauf an, dass „der Themenkreis Reformation in angemessener Weise zur Wirkung“ gebracht werde, schreibt der Kirchenrat. Denn: „Das grosse reformatorische Erbe, das sich mit dem Namen von Stadt und Kanton Zürich verbindet, verpflichtet.“ – Die Kirchensynode wird den Bericht Ende November behandeln.

Website zum Zürcher Reformationsjubiläum mit Dokumenten und Projektunterlagen
Suche nach der Strahlkraft der Reformation im 21. Jahrhundert: Kongress in Zürich (2013)

 

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