Im Festakt beim Grossmünster am Abend des 5. Januar würdigte Bundesrat Johann Schneider-Ammann die Reformation als Katalysator der Entwicklung zur Moderne. Durch die Wiederentdeckung des Gewissens habe sich die individuelle Verantwortung des Menschen ergeben. Sie sei in den heutigen Umbrüchen zu bewahren.

Bundesrat Johann Schneider-Ammann, mit Gottfried Locher vom Kirchenbund Co-Präsident des Patronatskomitees 500 Jahre Reformation, ging in seiner Ansprache von Luthers Kampf gegen den Ablass aus. Dabei sei es ihm wie Zwingli und Calvin um viel mehr gegangen – ums Heil. Die Reformatoren hätten die Menschen unmittelbarer zu Gott bringen wollen, sagte der Wirtschaftsminister. Ja, es habe die Reformation gebraucht, damit die neue Welt entstehen konnte.

Verantwortung durch Gewissen

Der Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung hob das neue Verhältnis des Menschen zur Umwelt, Selbstverantwortung, Wissensdurst und Innovation hervor: «Zündstoff unserer Freiheit und Wohlstandes». Die Reformatoren hätten die offene Gesellschaft «unbewusst mitbegründet».

Für Schneider-Ammann geht es darum, im aktuellen Globalisierungsschub die Werte der Reformation gegen Obskurantismus, Technologie- und Wissenschaftspessimismus und Antiliberalismus einzusetzen. « Nichts ersetzt die plurale Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft.»

Ausgangspunkt der Reformation

SEK-Ratspräsident Gottfried Locher würdigte Zürich als Ausgangspunkt der reformierten Reformation: «Von hier aus ist vor 500 Jahren ein neues, ein helles Licht in die Welt getragen worden.» Aus der Schweizer Reformation sei rasch eine internationale Bewegung erwachsen. Nirgends so wie in Zürich sei es mit der Erneuerung der Kirche um die Reformation der ganzen Gesellschaft gegangen: politisches Evangelium. Das damals Gesagte müsse für heute übersetzt werden.

Gottfried Locher zog eine Perle aus Zwinglis Schriften: «Wo der gloub ist, da ist fryheit.» Ein Ruck sei damals durchs Land gegangen. Eine Schattenseite der Reformation verschwieg nicht: die Verfolgung von Täufern (erste Hinrichtung auf den Tag 490 Jahre vor dem Festakt, am 5. Januar 1527!). Heute braucht die Freiheit laut Locher «einen gemeinsamen Willen, sie zu pflegen und zu schützen» – und Verantwortung.

Ausführlicher Bericht vom Festakt

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