Saronsbund - Quartierkloster Tellstrasse 2 - TagzeitengebetQuartierkloster: Beterin im Kreis 4

Wer zieht mit 70 Jahren in den unruhigen Zürcher Kreis 4? Die Diakonin Sr. Marianne Bernhard hat es im Sommer 2012 gewagt. Sie betet fürs Quartier und ist für die Menschen da. Wie ist es dazu gekommen?

Die Geschichte begann 2011 mit einer Anfrage. Der Diakonieverein Nidelbad trat an unsere kleine Schwesterngemeinschaft Saronsbund (Uznach) heran mit einer Idee: Sein Haus ‚Philadelphia‘ an der Tellstrasse 2 im Zürcher Kreis 4, ausgestattet mit einer kleinen Hauskapelle, sollte nach Jahren vielfältiger Nutzung dem ursprünglichen Zweck zurückgegeben werden. Eine Art Kloster, ein Ort des Rückzugs und des Gebetes sollte entstehen.

Dafür suchte der Diakonieverein nach Schwestern oder anderen Menschen, die bereit waren zu einer kommunitären Zweierschaft. Ist eine Schwester des Saronsbundes bereit für diese Aufgabe? Ich fühlte mich sofort angesprochen. Doch reicht ein Anflug von Begeisterung niemals für einen solchen Auftrag. Ich machte im Sommer 2011 meine jährlichen Exerzitien. In der Stille erreichte mich unüberhörbar eine klare Berufung durch ein biblisches Wort. Ich sagte für mich Ja! Aber noch musste unsere Schwesternschaft ihr Einverständnis kundtun. Im November, gerade zu meinem 70. Geburtstag, war es soweit. Ich wusste nun: Im Sommer 2012 gilt es neu aufzubrechen nach Zürich!

Mir als Stadtmensch gefiel diese Aussicht; aber mit wem würde ich das Leben dort teilen? Auch dafür sorgte Gott. Eine alleinstehende Frau aus Zürich trug schon längere Zeit den Gedanken im Herzen, mit jemanden kommunitär zu leben, nicht als Schwester, doch verbindlich. So leben wir seit August 2012 in unserem Quartierkloster an der Tellstrasse, die parallel zur Langstrasse verläuft. Wir kochen, essen, waschen, teilen schlicht unser Leben. Und wir beten in der Kapelle die Tagzeitengebete, täglich zu zweit und einige Male pro Woche auch öffentlich. Wir machen nichts Besonderes, unser Anfang ist wie ein kleines Samenkorn. Samenkörner haben aber die Verheissung, dass sie wachsen.

Wir arbeiten nicht auf den Gassen des Kreises 4, aber wir beten für jene, die diese schwere Aufgabe wahrnehmen. Wir beten auch für die unterschiedlichsten Menschen und Gruppen im Quartier. Was mich berührt und beglückt hier in meinem neuen Umfeld? Alle die Menschen, denen ich begegne auf den Strassen, seien sie noch so heruntergekommen oder zwielichtig – ich mag sie irgendwie. Und ich darf vertrauen: Sie sind Gottes Geschöpfe, von ihm angesehen und geliebt.

Sr. Marianne Bernhard gehört dem Saronsbund, der Evangelischen Schwesternschaft in Uznach, an. Sie arbeitete 1981-2005 als Diakonin in der evangelischen Kirchgemeinde Uznach. Sie leitet Exerzitien.

Flyer der Tagzeitengebete im Quartierkloster

(Quelle: livenet.ch)

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