Am 2. Dezember debattierte die Kirchensynode das Budget, wie sie es noch nie getan hatte. Sie beauftragte den Kirchenrat, deutlich mehr zu sparen als den vorgeschlagenen Pauschalbetrag von 3 Millionen Franken. Kirchenratspräsident Michel Müller informierte über den neuen Quereinsteiger-Kurs, der zum Pfarramt führt.
Das Budget 2015 der landeskirchlichen Zentralkasse (gesamtkirchliche Aufwendungen und Pfarrerlöhne) löste eine mehrstündige Debatte aus. Da sinkende Steuereingänge der Kirchgemeinden für 2015 einen Aufwandüberschuss von 3,5 Mio. Fr. erwarten liessen, schlug der Kirchenrat von sich aus vor, den Aufwand um 3 Mio. Fr. zu kürzen. Wie und wo gespart wird, liess er offen. Denn man habe in wenigen Wochen nicht derart über die Bücher gehen können; zudem sei die Reorganisation der Gesamtkirchlichen Dienste im Gang, sagte der zuständige Kirchenrat Fritz Oesch.
Gegen die Defizitwirtschaft
Missbehagen löste dies in der Geschäftsprüfungskommission aus. Hans Peter Murbach bemängelte, dass die Synode, wenn gespart werden müsse, nicht über Inhalte diskutieren könne. Zudem rufe der Finanzplan, der bis 2019 einen Totalschwund des Eigenkapitals vorsieht, nach stärkeren Sparanstrengungen. Die Finanzkommission forderte angesichts der düsteren Aussichten gar eine Erhöhung des pauschalen Sparpostens auf 4,5 Mio. Fr. Markus Bürgin erinnerte die Synodalen daran, dass sie 2010 nicht auf vernünftige Vorschläge des Kirchenrats eingetreten waren; dieser habe zudem regelmässig 1-2 Mio. Fr. zu hoch budgetiert.
Kirchenrat Fritz Oesch stellte schmerzhafte Massnahmen in Aussicht und wandte sich gegen den verschärften Auftrag. Vier Fünftel des Aufwandes von rund 106 Mio. Fr seien Personalausgaben, welche nicht von heute auf morgen massiv gekürzt werden könnten. Die Synodalen stimmten jedoch dem Antrag der Finanzkommission mit 56 zu 42 Stimmen zu. Der Kirchenrat will im Frühjahr Details zur Umsetzung vorlegen. (Dann wird er auch über den Pfarrstellenabbau für die Amtsperiode 2016-2020 informieren.)
Statt ums Geld um die Kernfragen streiten
In mehreren Voten kam die Sorge um die finanzielle Zukunft der Landeskirche zum Ausdruck. Willi Honegger von der Evangelisch-kirchlichen Fraktion (EKF) sieht harte Verteilkämpfe auf sie zukommen. Der Streit ums Geld sei eine Stellvertreterdebatte. Eigentlich müsste über das Wesen und die Ausrichtung, das Fundament und die Gewissheit der reformierten Kirche gestritten werden. „Aber darüber zu reden, zu streiten und uns darüber zu versöhnen wagen wir nicht, können es nicht, wollen es nicht!“
Der fehlende Konsens über Grundfragen führe dazu, dass mit dem Schliessen des Geldhahns inhaltliche Fragen entschieden werden. Der EKF-Präsident vermutete, dass der Kirche ein andauernder Rückbau von bestehenden (lähmenden) Strukturen bevorsteht – wenn sie sich nicht „zu einer völlig neuen Struktur und Gestalt durchringt“. Dazu müssten aber alle Besitz- und Machtansprüche in Frage gestellt werden.
Akademiker fürs Pfarramt gewinnen
Kirchenratspräsident Michel Müller berichtete über den Beschluss des Konkordats (Deutschschweizer Reformierte Kirchen ohne Bern), Akademikern mit einem verkürzten Theologiestudium den Einstieg ins Pfarramt zu ermöglichen. Der dreijährige berufsbegleitende Studiengang mit Blockwochen, den die Theologischen Fakultäten Zürich und Basel anbieten, kann bereits im Herbst 2015 starten; an ihn wird vor der Ordination das einjährige Vikariat anschliessen. Voraussetzung ist ein universitärer Mastertitel; zu leisten sind 165 ECTS-Punkte (Vollstudium: 300). Die Konkordatskirchen werden die Bewerber vorab auf ihre Eignung prüfen; sie rechnen für die erste Durchführung mit mindestens 20 Teilnehmenden.