Teilrevision der Kirchenordnung reisst Graben zwischen Stadt und Land auf

23. September 2018 – Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der reformierten Landeskirche haben die Teilrevision der Kirchenordnung am 23. September angenommen. Dabei klafft zwischen Stadt- und Land-Bezirken ein Graben: In der Stadt Zürich und den Seebezirken machten die Ja-Stimmen über 80 Prozent der gültigen Stimmen aus, in Dielsdorf knapp 65 Prozent, in Hinwil bloss 60 Prozent und in Andelfingen weniger als 53 Prozent. (In der Stadt Zürich sagten 19’000 von 75’000 Stimmberechtigten Ja zur Teilrevision.)

Dem Nein Komitee, das die Teilrevision bekämpfte, gehörten Vertreter der EKVZ an. Das Komitee bezeichnete den Ausgang der Abstimmung als «schwarzen Tag für die Kirche im Dorf».

Die 24 Prozent Nein-Stimmen zur revidierten Kirchenordnung zeigen den Graben an, den Kirchenrat und Kirchensynode mit der unausgewogenen Teilrevision der Kirchenordnung aufgerissen haben. Das Missbehagen im Kirchenvolk über die laufende Strukturreform «KirchGemeindePlus» ist gross. Das Nein-Komitee fordert eine Umsetzung der Teilrevision, welche vitalen Landgemeinden echte Perspektiven eröffnet.

Nach der Propagandakampagne des Kirchenrats überrascht das Resultat nicht. Doch er hat den Unmut an der Basis unterschätzt. Die Vorlage hat den Graben zwischen Stadt und Land aufgezeigt. «KirchGemeindePlus» und die Teilrevision gefährden die Zukunft der Landeskirche. Bei ihrer Umsetzung muss den verbreiteten Vorbehalten Rechnung getragen werden.

Eine Reform, die strukturell – ohne evangelische Vision – forciert wird und zu unübersichtlichen Grossgemeinden führt, wird aktive Mitglieder demotivieren und der Kirche entfremden. Die Teilrevision bedeutet eine Abkehr vom bisherigen Gemeindeverständnis. Die Landeskirche verwischt zudem ihr reformiertes Profil, wenn sie (in der Kirchenordnung!) Mitglieder einlädt, Sonderwünsche für Feiern zu äussern.

Bisher wurden Dorfgemeinden mit der Pfarrstellenzuteilung gestützt. Das Nein-Komitee bedauert, dass die Landeskirche die Solidarität aufkündigt. Die neue lineare Zuteilung nimmt nicht Rücksicht auf örtliche Besonderheiten; sie schwächt Dutzende Gemeinden und macht Pfarrstellen in grossen Teilen des Kantons unattraktiv.

Die Teilrevision leitet Finanzen von kleinen in grosse Gemeinden um und verstärkt den Fusionsdruck markant; sie priorisiert Verwaltung, fördert Zentralisierung und schränkt die Gemeindeautonomie ein. Dies ist unserer politischen Kultur fremd und widerspricht der Subsidiarität, welche als Grundsatz auch in der Kirchenordnung festgehalten ist (Art. 144).

Das Nein-Komitee wendet sich gegen die unevangelische Vorstellung, grosse Einheiten seien effizienter. Für eine überörtlich strukturierte Kirche mit mehr Sitzungen und längeren Entscheidungswegen wird lokale Identität aufgegeben. Wie werden Kirchenrat und Kirchensynode der absehbaren Austrittsneigung bisher engagierter Mitglieder wehren?

Die nicht zu übersehende Schwäche mancher Kirchgemeinden ruft nach einer Erneuerung aus dem Geist des Evangeliums. Die Erneuerung muss in der Kirche im Vertrauen auf Jesus Christus mit vereinten Kräften angestrebt werden, um eine Abwärtsspirale zu verhindern.

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