Gina Schibler und Marcus Maitland machen Michel Müller den Vorsitz des Kirchenrats streitig. Die Pfarrerin von Volketswil und der Pfarrer von Hittnau stellten sich am 4. Juni den Medien vor. Sie kritisieren Müllers forschen Kurs in der Strukturreform KirchGemeindePlus. Damit hat die Kirchensynode am 1. Oktober eine echte Wahl.

Ein ungutes Klima, häufig von Angst bestimmt, sei in den letzten Jahren entstanden, sagte der Synodale Karl Stengel vom Unterstützer-Komitee zur Begründung der Kandidaturen. Bei KirchGemeindePlus sei der Kirchenrat manipulativ vorgegangen. Die Synode habe oft kurzfristig über Vorlagen zu befinden; die Teilrevision der Kirchenordnung sei unter Termindruck «durchgepeitscht» worden. Immer mehr Regelungen hemmten den Gestaltungsspielraum der Kirchgemeinden. Die innerkirchliche Solidarität habe gelitten; kleine und mittlere Kirchgemeinden würden geringgeschätzt.

Stengel stellte die Kandidaten zusammen mit dem ehemaligen Synodepräsidenten Kurt Stäheli vor. Dieser verwies auf Erfahrungen in Deutschland: In grösseren Kirchgemeinden seien mehr Mitglieder ausgetreten. Ein Wechsel im Präsidium könne der Kirche neuen Mut und Zuversicht für die weitere Entwicklung geben.

«Grösse wird zu einem Pferdefuss»
Gina Schibler, 63, sprach von einem Malaise. Es gelte, in der Kirche neu aufeinander zu hören und die Gemeinschaft vor Ort zu pflegen. KirchGemeindePlus bezeichnete sie als «neoliberalen Versuch» der Landeskirche, die «vermessen und verzweifelt» mit Grossgemeinden punkten wolle. In der Stadt Zürich, wo durch die Fusion von 32 Kirchgemeinden eine Riesengemeinde entstanden ist, wachse die Bürokratie. «Grösse wird zu einem Pferdefuss.» Durch Fusionen entstehe ein grosser Überbau – «nicht besser, nur teurer».

Gina Schibler, die sich in feministischen Kreisen bewegte, will die Reformierten angesichts der ökologischen Herausforderungen stärker profilieren. Die Kirche sei «der erste Partner für Nachhaltigkeit»; es gehe darum, dass sie zu brennenden Fragen in der Gesellschaft wieder gehört werde. Dies will sie ohne Parteigebundenheit tun (drei amtierende Kirchenräte sind oder waren im Kantonsrat aktiv).

Die Vitalität von Kirchgemeinden fördern
Marcus Maitland, 52, Pfarrer in Hittnau und Dekan im Bezirk Pfäffikon, sieht die Zukunft der reformierten Kirche in vitalen Kirchgemeinden. Diese habe die Landeskirche vor allem zu fördern, traditionsbewusst und innovativ. Maitland hat sich zum Coach und Supervisor ausbilden lassen. Er wolle als Kirchenleiter zuhören, Wertschätzung geben und ermutigen.

Es gelte, mit allen Gemeindegrössen Kirche zu gestalten, sagte der Pfäffiker Dekan, der Kirchen in Neuseeland, Nigeria und Schottland kennengelernt hat. «Die Gemeinden sollen entscheiden, was sie weiterbringt.» Die Zukunft liege in einer Vielfalt von Lösungen. Die Kirchenleitung müsse den Gemeinden dienen, nicht die Verwaltung aufblasen. Bei KirchGemeindePlus sei ein Marschhalt angezeigt.

Der Präsident wird zuerst gewählt
Die aus 123 Synodalen bestehende Kirchensynode wird am 1. Oktober den Kirchenratspräsidenten und dann die übrigen sechs Kirchenräte wählen. Die Doppel-Kandidatur zielt auf einen zweiten Wahlgang. Die Synode solle eine echte Wahl haben und so für die Landeskirche Verantwortung wahrnehmen, sagte Stengel.

Schibler und Maitland kandidieren für den Vorsitz wie auch fürs Gremium. Für die sechs Sitze kandidieren zudem die fünf Bisherigen Andrea Bianca, Bernhard Egg, Katharina Kull, Daniel Reuter und Esther Straub sowie – als Ersatz für den zurücktretenden Thomas Plaz – die Pfäffiker Kirchgemeindepräsidentin Margrit Hugentobler.

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